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AutorenbildR. Stury, eidg. dipl. NHP

Reizdarm - eine vorschnelle Diagnose?

Wenn Patienten unter Verdauungsbeschwerden leiden, wie Bauchschmerzen, Blähungen, krampfartige Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung oder wechselhafter Stuhlkonsistenz und alle organischen Ursachen ausgeschlossen werden können, wird die Ausschlussdiagnose „Reizdarm-Syndrom" (RDS) gestellt. In Deutschland leidet etwa jeder Vierte darunter. Reizdarm gehört zu den häufigsten chronischen Leiden des Magen-Darm-Trakts und zu den häufigsten ärztlichen Diagnosen überhaupt.

In der naturheilkundlichen Praxis können mit Hilfe moderner Laborparameter weitere Aspekte beleuchtet werden. Oft steht hinter einem vermeintlichen Reizdarm eine Kohlenhydratintoleranz (Laktose, Fruktose oder Sorbit), Fehlbesiedelung des Mikrobioms (Darmflora), eine Verdauungsstörung oder eine Störung der Darmschleimhaut. In den letzten Jahren lässt sich eine sogenannte Histamin-Intoleranz auffallend häufig beobachten. Wenn man die Entstehung einer Histamin-Intoleranz versteht, ist deren häufiges Auftreten nicht mehr sonderlich erstaunlich.

In unserer durch Leistungsdruck geprägten Gesellschaft, ist chronischer Stress (Dysstress) keine Seltenheit. Ist eine Person unter Stress, wird die Durchblutung im Magen-Darm-Trakt reduziert, um dem Gehirn mehr Energie für die Stressbewältigung zur Verfügung stellen zu können. Bei anhaltendem Stress führt eine Minderdurchblutung des Magen-Darm-Trakts zu einer Rückbildung der Darmschleimhaut. In der Darmschleimhaut wird das Enzym Diaminoxidase (DAO) gebildet um das Histamin, welches über Nahrungsmittel aufgenommen wird, abzubauen. Kann aufgrund einer geschwächten Darmschleimhaut nicht genügend DAO gebildet werden, können histaminreiche Nahrungsmittel die oben genannten Symptome verursachen.

Genau gleich wirken andere Stressoren, wie z.B. eine chronische Entzündung, körperliche Überlastung, Fehlernährung, akuter Magen-Darm-Infekt wie eine Darmgrippe oder Mangel an Nährstoffen, welche für den Aufbau der Darmschleimhaut notwendig sind.

Darüber hinaus können bei einer Histamin-Intoleranz Symptome fernab des Verdauungstraktes auftreten, wie Migräne, Kopfschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Hautausschläge, Juckreiz, Rhinitis, Konjunktivitis usw. Auch wenn die belastende Stress-Phase vorbei sein sollte, bleiben die Beschwerden oft bestehen, da ein sich selbst unterhaltender Kreislauf entstanden ist.

Nach gestellter Diagnose einer Histamin-Intoleranz ist eine konsequente Karenz histaminreicher Nahrungsmittel unumgänglich. Präparate, welche den Aufbau der Darmschleimhaut begünstigen und entzündungshemmende Naturprodukte komplementieren die Therapie. Eine Histamin-Intoleranz ist reversibel, was heisst, dass nicht das Leben lang auf histaminreiche Lebensmittel verzichtet werden muss. Nach erfolgreicher Remission der Darmschleimhaut und Darmflora werden alle oder zumindest die meisten Nahrungsmittel wieder vertragen.

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